Vitamin D steht beim polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) zunehmend im Fokus der medizinischen Forschung. Während Betroffene oft mit unregelmäßigen Zyklen, hormonellen Dysbalancen und eingeschränkter Fruchtbarkeit kämpfen, deutet eine kürzlich erschienene Studie von Tóth et al. (2025) darauf hin, dass eine Vitamin-D-Supplementierung entscheidende Verbesserungen für PCOS-betroffene Frauen bringen kann. Erfahren Sie in diesem Artikel, welche Symptome mit PCOS einhergehen und welche Verbesserungen in der Studie durch Vitamin D erzielt werden konnten.
Was ist PCOS?
Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist mit 5-10 % eine der häufigsten hormonellen Störungen bei Frauen im gebärfähigen Alter (1). Es handelt sich um ein Syndrom, also ein Bündel mehrerer Symptome, das unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann.
Typische Merkmale sind:
- Zyklusunregelmäßigkeiten: seltene oder ausbleibende Eisprünge, die zu einem erschwerten Schwangerschaftseintritt führen können (1),
- Hormonstörungen: erhöhte männliche Hormone (Androgene), die zu Akne, Haarausfall oder verstärkter Körperbehaarung führen können,
- Veränderte Ovarialmorphologie: In den Eierstöcken finden sich viele kleine Follikel (=Hüllen der heranreifenden Eizellen im Eierstock), die oft nicht zur Reifung gelangen („polyzystisch“).
Frauen mit PCO-Syndrom sind häufig übergewichtig, was auf eine periphere Insulinresistenz zurückzuführen ist (1). Diese wiederum erhöht das Risiko an Diabetes zu erkranken.
Auswirkungen von Vitamin D auf PCOS
Das Team um den Wissenschaftler Béla Tóth hat in einer kürzlich neu veröffentlichten Studie (April 2025) die Effekte einer Vitamin-D-Supplementierung auf Zykluslänge, Hormonspiegel, Ovulationsrate (=Häufigkeit des Eisprungs) und Ovarialmorphologie, d.h. die Struktur und das Aussehen der Eierstöcke (insbesondere die Anzahl und Größe der Follikel) im Eierstock, untersucht. Das Vorhandensein von Vitamin-D-Rezeptoren in Eierstockzellen ließ die Wissenschaftler vermuten, dass Vitamin D eine Rolle bei der Steroidogenese (=Synthese der Sexualhormone) von Frauen spielt, indem es die Aktivität wichtiger Enzyme moduliert, die an diesem Prozess beteiligt sind.
Studiendesign: Die Untersuchung wurde als randomisierte, doppelt verblindete, placebokontrollierte klinische Studie durchgeführt.
Teilnehmerinnen: 115 Frauen mit PCOS, 18–46 Jahre alt, Vitamin-D-Spiegel zwischen 10 und 30 ng/mL.
Intervention: 30.000 I.E. Vitamin D3 pro Woche über 12 oder 24 Wochen, ergänzt durch Kalzium bei Teilnehmerinnen mit einer geringeren Kalziumaufnahme als 1000 mg/Tag über die Ernährung
Vergleichsgruppen:
- D12-Gruppe: 12 Wochen Placebo, danach 12 Wochen Vitamin D
- D24-Gruppe: 24 Wochen Vitamin D durchgehend
Erfasst wurden Zykluslänge, Ovulationsrate, Ovarialmorphologie (via Ultraschall) sowie Hormonwerte (u. a. Testosteron, Estradiol, LH/FSH-Ratio).
Zentrale Ergebnisse
Verbesserte Zyklusregularität
Nach 12 Wochen Vitamin-D-Gabe verkürzte sich die durchschnittliche Zykluslänge signifikant. Besonders Frauen mit sehr langen oder unregelmäßigen Zyklen zeigten deutliche Verbesserungen. In der D24-Gruppe berichteten nach 24 Wochen über drei Viertel der Patientinnen von einer stabileren Zyklusregularität.
Einfluss auf den Hormonhaushalt
Bei hyperandrogenen Patientinnen (erhöhtes Testosteron/Androstendion) konnte Vitamin D die Testosteronwerte signifikant senken. Vor allem Frauen mit einem LH/FSH-Verhältnis >2 zeigten eine hormonelle Verbesserung und eine Zunahme des Sexualhormon-bindenden Globulins (SHBG).
Steigerung der Ovulationsrate
Die Rate nachweisbarer Ovulationen stieg von etwa 40 % vor der Supplementierung auf bis zu 65 % nach Vitamin-D-Gabe. Besonders profitieren konnten Patientinnen mit einem erhöhten LH/FSH-Verhältnis, deren Ovulationsrate sich durch die Behandlung nahezu verdoppelte.
Veränderungen der Ovarialmorphologie
Nach 12 Wochen Vitamin-D-Therapie zeigte sich bei etwa 20 % der Teilnehmerinnen eine Normalisierung der Ovarialstruktur im Ultraschall. Damit deutet die Studie auf mögliche strukturelle Verbesserungen im Eierstock hin.
Fazit
Die Studie liefert starke Hinweise darauf, dass Vitamin D bei Frauen mit PCOS sowohl die Zyklusregularität als auch die Ovulationsrate verbessern und hormonelle Dysbalancen günstig beeinflussen kann. Besonders Frauen mit Hyperandrogenismus oder erhöhtem LH/FSH-Verhältnis profitieren von der Supplementierung. Vitamin D könnte damit als kostengünstige, sichere und wirksame Ergänzung in der Therapie von PCOS dienen – entweder allein oder begleitend zu anderen Behandlungsansätzen.
Quellenangaben:
(1) Tóth, Béla E., et al. Effects of Vitamin D3 Treatment on Polycystic Ovary Symptoms: A Prospective Double-Blind Two-Phase Randomized Controlled Clinical Trial. Nutrients, vol. 17, no. 7, 2025, p. 1246. MDPI, https://doi.org/10.3390/nu17071246.
(2) Universitätsklinikum Bonn. (o. J.). Das PCO-Syndrom. Abgerufen am 19. September 2025, von https://www.ukbonn.de/gynaekologische-endokrinologie-und-reproduktionsmedizin/behandlungsspektrum/hormonstoerungen/das-pco-syndrom/
Bildquelle:











