Vitamin D und ADHS bei Kindern: Neue Erkenntnisse zur unterstützenden Behandlung

Vitamin D spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit von Kindern – und könnte sogar Einfluss auf die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) haben. Könnte eine gezielte Einnahme helfen, Symptome wie Unruhe und Konzentrationsschwierigkeiten zu lindern? In diesem Artikel fassen wir die Ergebnisse einer brandneuen Studie zusammen, die diesen Zusammenhang untersucht hat.


Vitamin D wird zunehmend mit neurokognitiven Prozessen in Verbindung gebracht. So spielt Vitamin D u.a. eine Rolle bei der Regulation von Neurotransmittern und der Modulation entzündlicher Prozesse. Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zeigen in Studien häufig niedrigere Serumspiegel von Vitamin D im Vergleich zu gesunden Kontrollgruppen, was ihre Symptome verstärken könnte.

Eine im Jahr 2025 im PCMC Journal veröffentlichte Studie von Latorre und Mañalac bewertete den Einfluss einer Vitamin-D-Supplementierung auf die Kernsymptome von ADHS bei Kindern (Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität). Die beiden Forscherinnen führten dazu eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse durch.

In die Analyse eingeschlossen wurden 6 randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit Kindern unter 18 Jahren, bei denen Vitamin D im Vergleich zu Placebo getestet wurde. Die Vitamin D-Dosen in den Studien variierten von 1000 I.E. pro Tag bis hin zu 50.000 I.E. pro Woche über Zeiträume zwischen 6 und 12 Wochen.


Ergebnisse:

Die Analyse zeigte eine signifikante Verbesserung der ADHS-Symptome bei Kindern, die Vitamin D zusätzlich zur Standardtherapie erhielten:

  • Gesamtsymptomatik: SMD* = -0,59 (95% KI: -1,06 bis -0,11; p = 0,01)
  • Unaufmerksamkeit: SMD* = -0,61 (95% KI: -1,00 bis -0,23; p = 0,002)
  • Hyperaktivität/Impulsivität: SMD* = -0,64 (95% KI: -1,08 bis -0,20; p = 0,004)

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Vitamin-D-Supplementierung als ergänzende Therapie zu medikamentöser Behandlung die Symptome von ADHS bei Kindern lindern kann. Es traten keine relevanten Nebenwirkungen auf.


Fazit:

Gerade weil ADHS den Alltag der betroffenen Familien stark beeinflusst, sollten Eltern und Behandelnde die Versorgung mit Vitamin D nicht dem Zufall überlassen. Eine Vitamin-D-Supplementierung ersetzt keine bestehende ADHS-Therapie, könnte aber deren Wirkung unterstützen – vorausgesetzt, eine ärztliche Überwachung und Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels erfolgen.

Weitere Studienergebnisse zu Vitamin D und ADHS finden sie hier >>


* SMD steht für Standardized Mean Difference, zu Deutsch standardisierte Mittelwertdifferenz. Sie ist ein Maß für die Effektstärke, das die Differenz zweier Mittelwerte in Einheiten der Standardabweichung ausdrückt, anstatt in der ursprünglichen Einheit der Messung. Die SMD wird insbesondere dann eingesetzt, wenn derselbe Endpunkt (hier: die Verbesserung der ADHS-Symptome) in verschiedenen Studien mit unterschiedlichen Skalen gemessen wurde. In den analysierten Studien wurden zur Beurteilung der ADHS-Symptomatik die folgenden Skalen verwendet: Conners Parent Rating Scale (am häufigsten verwendet), Wisconsin’s Card Sorting Test, ADHD Rating Scale, Weekly Parent Ratings of Evening and Morning Behavior, Conners Parent Questionnaire, Continuous Performance Test, Strengths and Difficulties Questionnaire. SMDs von 0,2, 0,5 und 0,8 werden üblicherweise als klein, mittel und groß angesehen.